FAQ – Kitebuggy fahren
1. Wie können Kitebuggys ohne Bremse anhalten?
Kitebuggys haben keine klassischen Bremsen. Um anzuhalten, wird der Kite (Lenkdrachen) gezielt in eine neutrale oder windschwache Zone gelenkt (z. B. den Wind aus dem Schirm genommen) oder kontrolliert abgelassen. So verliert der Buggy an Zugkraft und kommt nach einiger Zeit zum Stillstand. Wird jedoch ein abruptes Bremsen verlangt, hat der Pilot die Möglichkeit seinen Kitebuggy mit Hilfe eines „Drifts“ quer zur Fahrtrichtung zu stellen und somit die Geschwindigkeit drastisch zu reduzieren. Bei jenem Drift lenkt der Fahrer das Vorderrad in die Richtung, wo der Wind her-
kommt. Die letzten Geschwindigkeitsreste können dann mithilfe der Füße im Sand ausgeglichen werden. Im Renngeschehen wird dieses Szenario jedoch sehr selten genutzt, da die Rundkurse stets ein flüssiges Fahren, mit so wenig wie möglich Geschwindigkeitsverlust, verlangen.
2. Wie schnell können Kitebuggys fahren?
Je nach Wind, fahrerischem Vermögen und Untergrund können Kitebuggys Geschwindigkeiten von 70–100 km/h erreichen. Während offiziellen Rennen liegen die Höchstgeschwindigkeiten meist bei 60-70 km/h. Der aktuelle Geschwindigkeitsrekord liegt bei sagenhaften 135,34 km/h. Aufgestellt wurde dieser am 6. März 2012 von Brian Holgate aus den USA. Er erreichte diese Geschwindigkeit mit einem speziell modifizierten Buggy und einem 2,7 m² großen Peter Lynn Vapor Kite auf dem trockenen Seegrund des Ivanpah Dry Lake in Nevada, USA. Der davor existierende Rekord des Niederländers Arjen van der Tool (133,4 km/h) wurde indes sogar per Video aufgenommen.
Das bedeutet auch gleichzeitig, dass mit einem Kitebuggy schneller gefahren werden kann als der Wind! Doch woran liegt das? Ein Kitebuggy kann schneller als der Wind fahren, weil er den Wind nicht nur von hinten nutzt, sondern schräg zur Windrichtung
fährt – ähnlich wie ein Segelboot. Dabei entsteht durch die eigene Bewegung ein sogenannter „scheinbarer Wind“, der stärker ist als der eigentliche Wind. Je schneller also der Buggy wird, desto stärker wird dieser scheinbare Wind, was den Kite noch
mehr Zug entwickeln lässt. So entsteht ein Kreislauf aus Beschleunigung und zunehmender Windkraft am Kite. Dadurch sind Geschwindigkeiten möglich, die deutlich über der eigentlichen Windgeschwindigkeit liegen – oft das Zwei- bis Dreifache.
3. Warum können Kitebuggys gegen den Wind fahren?
Durch eine Technik namens „Kreuzen“: Der Buggy fährt in einem sogenannten Zickzackkurs schräg gegen den Wind, ähnlich wie ein Segelboot. Der Kite erzeugt demnach auch bei seitlichem Wind Vortrieb. Somit kann der Pilot immer Stück für Stück
gegen den Wind ansteuern. Bei aktuellen Rennsportkites ist es den Piloten mittlerweile sogar fast möglich komplett gegen den Wind zu fahren. Dies liegt an dem immer geringer werdenden Windwiederstandes sowie dem Schnitt des Kites.
4. Wo kann man Kitebuggy fahren lernen oder ausprobieren?
Am besten eignen sich zum Kitebuggy fahren und erlernen große Strände mit festen Sandflächen. Diese findet man z. B. in St. Peter-Ording, Borkum, Rømø (Dänemark) oder an der Küste des Nordatlantiks. Um den Sport im Detail kennenzulernen oder
einfach mal auszuprobieren, empfiehlt sich die Teilnahme an einem Schnupperkurs in einer ausgewiesenen Kiteschule. In Sankt- Peter- Ording bietet solche Dienste die Kitebuggy Schule von Horst Nebbe an. Für die etwas jüngeren Interessenten bietet
der Verein „GPA“ zudem jährlich eine Jugendfreizeit an, in welcher Kinder und Jugendliche in einem einwöchigen Camp das Buggyfahren erlernen und auf den Einstieg in den Rennsport vorbereitet werden.
5. Ist man in einem Kitebuggy angeschnallt?
Kurz und knapp - Nein. Würde der Pilot in einem Kitebuggy angeschnallt sein, würde dies starke Verletzungsgefahren bürgen. Es ist demnach immens wichtig, bei einem Sturz oder Kontrollverlust schnell aussteigen zu können. Aufgrund dessen werden re-
gelmäßig sogenannte „Buggyabnahmen“ durchgeführt, wo der Pilot das sichere Aussteigen aus dem Kitebuggy demonstrieren muss. Klemmt ein Fahrer also zu doll in seinem Buggy fest, so fällt er durch die Abnahme und darf nicht am Renngeschehen
teilnehmen.
6. Wer kann bei einer Kitebuggy-Regatta mitfahren?
Jeder, der eine gültige Kitebuggy- Lizenz besitzt. Um den Einstieg in den Rennsport für alle Interessierten zu ermöglichen, ist die Meisterschaft in zwei Rennklassen geteilt – die ClubClass, sowie die DepowerClass. Während letzteres die Königsklasse
des Sports darstellt, können sich alle Kitebuggybegeisterten in ihren ersten Schritten in der ClubClass ausprobieren.
7. Wer ist bei der Regatta der Erste?
Bei einer Regatta ist jeweils der Fahrer Erster, der auch als Erster den festgelegten Rundkurs (markiert durch farbige Wendemarken) vollendet hat. Je nach Renndauer wird dieser dann folglich mehrfach umfahren. Als Beispiel: Ein Rennen wird auf eine
Dauer von 30 Minuten angesetzt. Der Pilot, welcher nach Ablauf der Zeit als erster die Ziellinie überquert und gleichzeitig die meisten Runden gefahren ist, wird als Sieger abgewunken. Zur Transparenz für die Piloten wird vor der letzten Runde an der
Zieldurchfahrt eine grüne Flagge gesteckt. Diese symbolisiert demzufolge allen Fahrern die letzte Runde des Rennens.
8. Wie werden Kitebuggys gesteuert?
Aktuelle Kitebuggys werden mit den Füßen über die Vorderachse in Form von Fußrasten (Lenkung des Buggys) und gleichzeitig mit den Händen über die Leinen des Kites gesteuert. Somit erfordert der Sport viel Koordination und Konzentration. Die
Besten der Besten sind hierbei jedoch schon so erfahren, dass das Lenken des Kites sowie das Steuern des Buggys fast automatisch passiert und sie sich somit voll und ganz auf das Renngeschehen und das damit verbundene Taktieren konzentrieren
können.
9. Wo kann man Kitebuggy fahren?
Das Kitebuggyfahren lässt sich am besten auf weiten, festen Sandstränden, Trockenflächen oder speziellen Landsegelflächen ausüben. In Deutschland findet man diese z. B. in St. Peter-Ording oder Borkum vor. International gelten die Orte Les Hemmes
(FRA), Texel (NED), Brouwersdam (NED), Rømø (DEN), Fanø (DEN) oder Hoylake (GBR) als absolute Hotspots für Kitebuggy- Liebhaber. Die deutschen Meisterschaften werden aktuell in St. Peter- Ording und Rømø (Dänemark) ausgetragen.
10. Welche Schutzausrüstung wird zum Kitebuggy fahren benötigt?
Die Pflichtausrüstung für die Teilnahme an einem Meisterschaftsrennen beinhaltet „lediglich“ das Tragen eines Helms mit Kinnschutz. Des Weiteren benötigt jedoch jeder Pilot ein sogenanntes Trapez zum Steuern des Kites. Dieses übernimmt die Last
des Kites und entlastet somit die Arme. Außerdem empfiehlt es sich beim Fahren eine winddichte Brille, einen Rückenprotektor, hohe und feste Schuhe sowie ggf. Handschuhe zu tragen. Dies trägt zur eigenen Sicherheit bei und erhöht teilweise
den Fahrkomfort.